· 

Siurana

  • Art. 39

So ziemlich genau Mitte November verlies ich die Boulder Scene in Albarracin um mich mit einigen Freunden aus meiner Zeit im Schweizer Militär in Siurana im Sportklettern zu versuchen. Nicht das ich nie am Seil kletterte zuvor, ich praktizierte es einfach kaum das letzte halbe Jahrzehnt. Ich roch die Fährte wider als ich einige Male im Militär am Seil war. Irgendwie hatte ich Lust auf lange Routen um mich in den Bewegungen des Kletterns zu verlieren und mich in meiner Ausdauer zu testen. Denn die Maximal Kraft erhielt ich durch meine intensive Boulder Zeit die Jahre zuvor. 

Ich hörte einige Male in der Vergangenheit den Begriff «Siurana», der immer mit einer Art Kletter- Paradies in Verbindung gebracht wurde. Ich freute mich auf das, was ich mir vorstellte, was auf mich zukommen würde in diesem «Paradies». Auch wenn ich nicht genau wusste wie es dort aussieht. Aber mit dem Antrieb meine Freunde in Siurana zu treffen, fuhr ich direkt von Albarracin in das von dort nördlich gelegene Siurana. Die Fahrt führte mich durch die von Hügel und Busch- Wäldern überzogene Landschaft von Katalonien. Mit passendem Sound cruzte ich um die Kurven. Die Welt schien mir zu Füssen zu liegen. Ein sagenhaftes Gefühl. Nach dieser Himmelsfahrt nahe Siurana türmten sich die 60m hohen Felsbänder vor mir auf. Ich konnte sprichwörtlich meinen Mund nicht mehr schliessen. Nachdem ich fast ein anderes Auto gerammt hatte, sagte ich mir selbst; dass ich mich verdammt nochmal auf die Strasse und das Fahren konzentrieren sollte. Dies geling mir schliesslich und ich kam auf dem Camping in dem Sagenumwogenen Siurana an. Meine Freunde Jona und Samy waren natürlich nicht auf dem Camping, sondern klebten irgendwo an den Wänden. Dies gab mir die Gelegenheit mich erstmal zu sammeln, denn mein Puls war die ganze Zeit auf gefühlten 150 Schlägen in der Minute gewesen. Nach einem Snack machte ich mich auf den Weg die Gegend auszukundschaften. Ich war so nervös, als ich vor dem Sektor «El Pati», vor den schwersten und härtesten routen der Welt stand. Ich fühlte regelrecht wie viel Energie und Kraft in dieser Wand steckte. Es verschlug mir fast den Atem. Ich drehte mich einige Male um meine eigene Achse und egal wohin ich sah, Wände, noch mehr Wände und dann noch ein paar Wände. Zu was die Natur fähig ist, ist manchmal schwer zu fassen. Jetzt wollte ich nur noch eines, und das war klettern. Am Abend auf dem Camping traf ich dann Samy und Jona, es war ein sehr schönes Widersehen und die Motivation über die Bevorstehenden Wochen war so gross, dass es fast schien, als hätte jeder von uns ein Sixpack Redbull in Rekordzeit getrunken. Nach einem gemeinsamen Abendessen gingen wir mit dem besten Material für Träume schlafen. Am nächsten Morgen gab es nach Brötchen und Café nur noch eines, klettern. 

Tja, viel mehr gibt es über die nächsten zwei Wochen gar nicht zu sagen. Wir kletterten fast jeden Tag. Die Tage an denen wir nicht kletterten regnete es oder wir mussten, wegen Händen und Füssen, die am meisten am Limit waren, pausieren. Einfach nur genial. Das Gefühl durch eine 35m Route zu «spazieren» macht richtig Süchtig. Wir kletterten nicht unbedingt extrem schwer, sondern beschäftigten uns an Routen die einem zwar fordern aber meistens in den Ersten 1-3 Versuchen gelangen. So puschte sich die Motivation stetig und wir sahen oder besser gesagt kletterten so am meisten verschiedene Routen. Für mich war der mentale Aspekt durchaus präsent, was heisst, dass ich mühe im Verstieg hatte. Zumindest bei den eher grossen Hacken abständen die teilweise bei ungefähr 3 Meter lagen, was bedeutet, dass man einen freien Fall von mindestens 6 Meter erzielt, bei einem Sturz kurz vor oder nach einem Hacken bei dem man eine zwischen Sicherung anbringen kann. Dies machte mir auch als nicht unbedingt Höhen empfindlicher Mensch, ein wenig zu schaffen. Dies erholte sich jedoch schnell, man gewöhnt sich so schnell an so Vieles, mit ein wenig Übung. So nach der ersten Woche wurde das klettern an den langen Routen Siurana`s noch eine Spur genialer. Als Jona, Samy und ich zwei Wochen miteinander unterwegs waren zog es Samy und Jona weiter nach Süden in ein Klettergebiet Namens «Chulillia». Ich war zu diesem Zeitpunkt irgendwie noch nicht bereit Siurana zu verlassen. Das weil ich einige Tage zuvor einige Highliner getroffen habe, die mich einluden auf einer 90 und 300m Highline die zwischen den Felsbändern Siurana`s gespannt waren, zu laufen. Zudem sind Luca und Sandro erst vor einer Woche zu uns gestossen. Ebenso zwei Freunde aus der Schweiz. So entschied ich mich noch ein wenig in Siurana zu bleiben, um mit Sandro und Luca noch etwas zu klettern und um die Highlines zu besuchen. 

Es war so gut wie es klingt. Die Highliner sind auch so offene und gute Menschen wie es Luca und Sandro sind, so fühlte ich die richtige Entscheidung getroffen zu haben, indem ich noch ein wenig in Siurana blieb. Auch die letzte Woche in Siurana verflog regelrecht. Jeder Tag war einmalig und atemberaubend. Als sich dann Luca und Sandro auch auf den nachhause Weg machten, sind die Highliner auch schon weiter nach Süden in die Region Valencia gezogen. So war ich ohne bekannte Gesichter in Siurana und ich verspürte ebenso einen Drang weiterzuziehen. Und dass was dann geschah, übertraf noch einmal alles. Auf seine eigene Art und Weise. 

Mehr davon im nächsten Artikel. 



Kommentar schreiben

Kommentare: 0